Rechtzeitig vor der geplanten Fotoreise nach Portugal wurde das Filterset (Haida NanoPro MC Serie M10 Drop-in ND 3er Kit) geliefert, daher freue ich mich wie ein Schneekönig und kann es kaum erwarten die ND Drop-in Filter zu testen.

Eine irreführende Beschriftung des Drop-in Filters, dämpfte unsere Euphorie

Beim Auspacken der Drop-In Filter bekam meine Euphorie einen kleinen Dämpfer. Laut der Bestellung sollten folgende drei ND Drop-in Filter im Set sein: ND 1.8 / ND 6; ND 3.0 / ND 10 und ND 4.5 / ND 15. Betrachtet man die Umverpackung scheint noch alles stimmig zu sein. Beim Auspacken schaute ich mir natürlich die Filter sehr genau an. Jeder der Filter befindet sich in einer kartonierten Umverpackung. In den Kartons stecken Plastik Aufbewahrungsboxen, in denen die Filter im weichen Schaumstoff eingebettet liegen.

Vom Look and Feel ist alles sehr stylisch und macht was her. Es erinnert sehr stark an die durchgestylte Erscheinung eines verpackten MacBooks. Wer einen schon mal ausgepackt hat, weiß ganz genau was ich meine. Die ND Drop-in Filter selbst weisen auf ihren Plastikrahmen, der kreisförmig das Glas umschließt, eine detaillierte Beschreibung auf. Zum einen werden die Dichte und zum anderen die Anzahl der stops angegeben. Beim ND 1.8 werden 6 stops und beim ND 3.0 werden 10 stops angegeben. So weit so gut, lediglich der ND 4.5 Filter sorgte für eine Schrecksekunde. Hier wird nämlich statt der erwarteten 15 stops per Schriftzug signalisiert, dass der Filter nur 12 stops aufweist. Die stops spiegeln die Blendenstufen wider, um die der ND Filter das einfallende Licht verringert. Eine detaillierte Beschreibung der Bezeichnungen und Auswirkungen der Filter findest du im Artikel: „Wozu brauchst du ND Filter?“

Ein erster Test sollte Klarheit schaffen

Nun war ich umso ungeduldiger die ND Drop-In Filter einem ersten Test zu unterziehen, in der Hoffnung, dass die 12 stops Angabe einfach nur ein Schreibfehler ist. Die Kamera wurde kurzerhand auf dem Stativ befestigt, mein Ultraweitwinkel Objektiv in die Cam eingesetzt und los ging es mit der Testreihe. Der mitgelieferte Schraubring, der für die Halterung benötigt wird, war schnell an das Objektiv drangeschraubt. Sowohl der Adapterring als auch die gesamte Halterung sind sehr gut verarbeitet. Beide sind aus Metall. Mit der Snap – In Vorrichtung war der Halter in null Komma nichts am Objektiv angebracht. Im Auslieferungszustand steckt im Filterhalter der Drop-in Polfilter, der durch die gewählten ND Filter ersetzt wird. Ein leerer Drop-in Rahmen, der als Lückenfüller dafür sorgt, dass das System beim ausschließlichen Einsatz von Einschubfiltern lichtdicht bleibt, liegt der wertigen Tasche bei.

Als erstes habe ich den Polfilter ausprobiert. Hier siehst du ein Foto ohne Polfilter

und das nächste mit Polfilter Einsatz.

Der Drop-in Polfilter ist durchdacht konzipiert. So kann man die richtige Ausrichtung des Polfilters durch das Betätigen eines Rädchens, das im Drop-In Rahmen verankert ist, sehr komfortabel vornehmen.

Da ich die ersten Tests mit meinem Ultraweitwinkel durchgeführt habe, ist der Einsatz des Polfilters hier eher Zufall und das Bildergebnis nicht aussagekräftig. Bei Weitwinkelobjektiven macht es wenig Sinn Polfilter zu verwenden. Wann man Polfilter einsetzen sollte und bei welchen Brennweiten es Sinn macht, werde ich in einem späteren Artikel ausführlich erläutern.

Als nächstes habe ich die einzelnen ND Drop-in Filter getestet. Ich begann mit dem ND 10. Ohne Filter, habe ich im AV Modus eine Belichtungsmessung durchgeführt. Die von der Kamera errechnete Verschlusszeit t: 1/400 Sekunde bei fixem ISO = 100 und einer fixen Blende von f:5,6 habe ich in die App „PhotoPills“ übertragen.

In der App kann ich nun beliebige ND stops eingeben und die entsprechende Verschlusszeit durch die App berechnen lassen.
Nachdem ich anschließend den ND 10 Filter eingesetzt habe, war ich überrascht, dass ich, trotz starker Abdunkelung des Bildes, im AV Modus immer noch:
a) sauber Fokussieren und
b) einwandfrei eine Belichtungsmessung durchführen konnte
Um zu überprüfen ob die Belichtungsmessung in diesem Szenario richtig ausfällt, habe ich ein Foto gemacht und anschließend das Histogramm bemüht. Hierbei musste ich feststellen, dass das Bild zu dunkel ausgefallen ist. Ein Blick auf das Histogramm verrät mir, dass ich eine Belichtungskorrektur von + 1 1/3 Blendenstufen vornehmen muss, um annähernd an das gleiche Histogramm, respektive die gleiche Belichtung, wie ohne Filtereinsatz zu kommen. Der AV Modus hat per Belichtungszeitautomatik eine Verschlusszeit von 0,8 Sekunden berechnet.

Zum Vergleich habe ich die Werte in die App „PhotoPills“ eingegeben und die Belichtungszeiten verglichen. Die optimale Belichtungszeit beträgt laut App 2,5 Sekunden. Um diesen Wert zu verwenden, wechsle ich in den M-Modus und stelle die entsprechenden Werte, ISO=100; Verschlusszeit=2.5 Sekunden; Brennweite=5.6, manuell ein. Das untere Bild liefert das Ergebnis out of Cam.


Hier zeigt sich, dass der AV Modus mit dem ND 10 Filter bei der Belichtungsmessung doch etwas schwächelt. In diesem Fall hätte man eine Belichtungskorrektur von + 1 1/3 Blende vornehmen müssen. Ich empfehle beim Einsatz von ND Filtern immer die Verschlusszeit entweder selbst oder mit Hilfe einer App zu berechnen.

Zuletzt habe ich das Verhalten der CAM mit dem ND 15 Filter ausprobiert.

Wie verhält sich die CAM beim Einsatz des ND 15 Filters?

Hier wollte ich ja auch unbedingt klären, was es mit der falschen stops Angabe auf sich hatte, ob ich nun doch nur einen ND 12 oder wie bestellt einen ND 15 Filter geliefert bekommen habe.
Sobald man den ND15 Filter einsetzt, ist es erstmal komplett duster. Das Bild im Sucher ist komplett schwarz, auch der Live View zeigt keine Zeichnung mehr. An ein Fokussieren oder gar an eine Belichtungsmessung im AV Modus ist nicht mehr zu denken. Etwas Restlicht scheint zwar auf den Sensor zu fallen, denn die Kamera verhält sich anders als beim aufgesteckten Objektivdeckel. In der Belichtungsmessung im AV Modus spuckt mir die Kamera einen Wert von 8 Sekunden aus, was völlig utopisch ist, da die korrekte Belichtungszeit weit über 30 Sekunden liegen müsste. Unten siehst du das Bild, das laut Kameramessung mit 8 Sekunden belichtet wurde. Es ist weit entfernt von einem optimal belichteten Foto.

Um an die richtige Belichtungszeit zu kommen, gab ich die benötigten Werte in die App ein und ließ sie rechnen. Als ich angeben sollte welchen ND Filter ich verwende, wählte ich ND 15 aus. Ich wollte nun testen welche Dichte der Filter wirklich hat. Laut App sollte der Sensor 1 Minute und 22 Sekunden belichtet werden. Da Die Belichtungszeit jenseits der 30 Sekunden Grenze lag, wechselte ich in den Bulb Modus, startete den Timer in der App und belichtete mit eingerastetem Fernauslöser bis der Timer auf 0 runtergelaufen war.
Sollte es sich doch nur um einen ND 12 Filter handeln, dann würde ich mit der berechneten Zeit ein völlig überbelichtetes Bild erhalten. Die korrekte Belichtungszeit beim Einsatz eines ND12 Filters würde nämlich nur 10 Sekunden betragen. Ich kann Gott sei Dank Entwarnung geben, offenbar ist es doch nur ein Schreibfehler auf dem Rahmen des Filters und es handelt sich wirklich um einen echten ND 15 / ND 4.5 Filter. Das Ergebnisbild zeigt es ganz deutlich.

Im Rahmen des kurzen Tests fiel mir der hohe Komfort auf, mit dem ich schnell und bequem die einzelnen Filtereinsätze durch das Drop-in System wechseln kann. Selbst wenn ich mal schnell eine neue Bildkomposition durch eine Neuausrichtung der Kamera vornehme, muss ich lediglich kurz den Drop-in Einsatz aus dem Filtersystem rausziehen und kann umgehend neu fokussieren, bevor ich den Drop-in Einsatz wieder in das Filtersystem fallen lasse. So habe ich mir das unkomplizierte Handling vorgestellt. Selbst bei einem Standortwechsel, bei dem das Stativ samt Kamera mehrere Meter bewegt wird, kann das gesamte Filtersystem unheimlich schnell vom Adapterring gelöst, in dem mitgelieferten Etui verstaut und am neuen Standort per Schnellverschluss wieder angebracht werden.

Fazit: Bis auf die kurze Aufregung um den Schreibfehler auf dem ND 15 Filter, bin ich von dem Filtersystem und dem komfortablen Handling absolut begeistert. Es macht genau das, was es soll. Ich kann das System wärmstens weiterempfehlen.

Auf unserer Fototour in Portugal, entlang der Atlantikküste habe ich das Filtersystem zu schätzen gelernt. Es kam recht häufig zum Einsatz, egal ob in der Stadt, um einen belebten Platz weitestgehend menschenleer zu fotografieren oder bei der Brandung an etlichen Felsvorsprüngen, um das schäumende Wasser in einen Nebel zu verwandeln.

Unten findest du ein Paar Aufnahmen, die auf der Fototour durch Portugal mit Hilfe des Haida Filtersystems entstanden sind

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