Was bedeutet Backup und brauche ich als Fotograf überhaupt eins?

Ich habe in meinem Job als IT’ler schon viele Kunden trösten müssen, weil ihre wertvollsten Daten verschwunden waren und eine Datensicherung nicht vorlag. In diesem Artikel will ich aufzeigen, wie wichtig ein Backup ist und wie meine persönliche Backupstrategie aussieht.

Bevor wir uns dem Thema der Datensicherung widmen, sollten wir uns mit ein paar Begriffen auseinandersetzen. Während Ich einige Szenarien beschreibe, in denen ein Datenverlust entsteht, zeige ich dir auf, wie du deine Daten nachhaltig absichern kannst.

Wann sprechen wir von einer echten Datensicherung?

Eine Sicherung liegt nur dann vor, wenn eine exakte Kopie des Datenbestandes auf mindestens zwei Medien vorliegt. Meistens handelt es sich beim Ersten, um das aktive Medium und beim Zweiten, um das Sicherungsmedium. Gleichzeitig müssen beide Medien voneinander unabhängig sein. Zu guter Letzt sollten Beide an unterschiedlichen Orten aufbewahrt werden. Die Aufgabe eines Backups ist es, einen möglichen Verlust der Daten zu verhindern. Eine Sicherung soll uns in die Lage versetzen, im Fall eines Datenverlustes, die relevanten Daten vom Sicherungsmedium wieder herzustellen.

Was ist ein NAS?

Ich habe von vielen NAS Besitzern gehört, dass sie sich um ein Backup keine Sorgen machen müssen. Sie sind der Meinung, dass ihr NAS mit integrierter Spiegelung als Backup vollkommen ausreicht. Aber was ist überhaupt ein NAS? Wofür wurden die NAS Systeme entwickelt? Ein NAS (Network Attached Storage) ist eine zentrale Erweiterung des Datenspeichers. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist kein Backupsystem im ursprünglichen Sinne. Die Daten werden auf das NAS ausgelagert und zentral allen Netzwerkteilnehmern zur Verfügung gestellt. Wenn das NAS also mein aktiver Datenspeicher ist, benötige ich mindestens ein weiteres Speichermedium, um von einer Datensicherung sprechen zu können.
Nun gibt es unterschiedliche NAS Systeme. Sie beinhalten unterschiedliche Mechanismen, um eine höhere Ausfallsicherheit zu gewährleisten. Der einfachste Festplattenverbund besteht aus zwei Festplatten und wird als Spiegelung bezeichnet. Die komplexeren Lösungen weisen mindestens drei Festplatten auf und sorgen für eine höhere Geschwindigkeit inkl. einer höheren Ausfallsicherheit. Wenn du weiterführende Informationen zu den einzelnen Verbundsystemen benötigst, dann empfehle ich dir folgenden Wiki-Beitrag: „RAID-Systeme„.

Ist ein NAS mit integrierter Spiegelung als Backup geeignet?

Versuchen wir der Frage nachzugehen, indem wir die Bedingungen für eine Datensicherung überprüfen.

  1. Liegt eine exakte Kopie des Datenbestandes auf mindestens zwei Medien vor?
    Ja, bei einer Spiegelung liegt eine exakte Kopie der Daten vor.
    Ich sehe immer öfter, dass sich NAS Besitzer für einen RAID 5 Verbund entscheiden. Daher sei hier nur kurz angemerkt, dass bei einem RAID 5 System schon die erste Voraussetzung nicht erfüllt ist. Beim RAID 5 wird die Datenkopie mit Hilfe eines ausgeklügelten Algorithmus über alle Festplatten verteilt.
  2. Sind die beiden Medien mit dem gleichen Datenbestand voneinander unabhängig?
    Nein, durch den Verbund der Festplatten ist immer eine Abhängigkeit untereinander gegeben. Da die zweite Voraussetzung nicht erfüllt ist, liegt kein Backup vor. Im unteren Absatz beleuchte ich den Hintergrund, warum eine einfache Spiegelung kein Backupsystem ist.

Schützt mich eine Spiegelung vor einem Datenverlust?

Spiegelung einer Festplatte

Bei einer Spiegelung wird in kurzen Zeitabständen eine vollautomatisierte Synchronisierung zweier Festplatten vorgenommen. Ein eventueller Virus wird also mitgespiegelt, was einem Datenverlust gleichkommt. Denken wir als Beispiel nur mal kurz an den Verschlüsselungstrojaner. Durch die Spiegelung sind beide Datenbestände der Gefahr ausgesetzt, dass eine erpresserische Verschlüsselung stattfinden könnte.
Ein versehentliches Löschen der Daten durch den Benutzer wird ebenfalls blitzschnell auf die gespiegelte Platte synchronisiert. Die Daten sind damit ratzfatz von beiden Festplatten gelöscht. Wie du siehst, stehen beide Festplatten durch die vollautomatisierte Synchronisierung in Abhängigkeit zueinander. Durch diese Abhängigkeit schützt dich eine Spiegelung keinesfalls vor einem Datenverlust. Eine Spiegelung dient lediglich der Ausfallsicherheit des Systems. Fällt eine Festplatte aus, dann hast du eine exakte Kopie des Datenbestandes auf der zweiten Festplatte und kannst mit deiner Arbeit fortfahren. Nach Austausch der defekten Festplatte, findet wieder eine Spiegelung statt. Damit wird einem Totalausfall vorgebeugt und du bleibst in diesem Szenario handlungsfähig.

Weitere worst-case Szenarien

Weitere worst-case Szenarien sind ein Brand, ein Diebstahl oder ein Ausfall des gesamten Spiegelungssystems. In diesen Fällen hast du ebenfalls keinen Mechanismus, der dich vor einem Datenverlust schützt. Um diese Szenarien zu vermeiden, hilft dir nur eine Sicherung der Daten auf einem unabhängigen Medium. Das Sicherungsmedium solltest du im Anschluss an die Sicherung an einem anderen Ort aufbewahren. Nur so kannst du gewährleisten, dass deine Daten nicht zusammen mit der Sicherung vernichtet oder gestohlen werden können.

Wo bewahre ich mein Backup auf?

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wo du dein Sicherungsmedium aufbewahren könntest. Du könntest eine verschlüsselte Backupfestplatte bei Freunden, Verwandten oder in deinem Office hinterlegen. Oder du benutzt zwei identische NAS Systeme, die an unterschiedlichen Orten stehen und sich gegenseitig per Internetleitung synchronisieren.

Eine weitere Option wäre unter Umständen ein Clouddienst. Natürlich hängt das Auslagern der Datensicherung in die Cloud von der Datenmenge und von der Performance der Internetleitung ab. Gehen wir davon aus, dass du als leidenschaftlicher Fotograf ca. 10.000 Bilder pro Jahr erstellst, bist du bei deinem Fotoarchiv nach mehreren Jahren schnell im Terabyte Bereich. In den letzten Jahren ist der Speicherbedarf für multimedialen Content förmlich explodiert, daher lohnt sich ein Preis-Leistungsvergleich der Anbieter. Wobei hier im Vorfeld recherchiert werden sollte, wie es um den Datenschutz bestellt ist.

Schützt mich eine Datenkopie auf eine weitere, interne Festplatte vor einem Datenverlust?

Eine Kopie der Daten auf eine zweite, interne Festplatte des Produktivsystems läuft Gefahr, durch eine Beschädigung des Systems (typischerweise Kurzschluss, Überspannung, Netzteilschaden) ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen zu werden.
Fazit: Eine Datenkopie auf eine interne Festplatte ist keine zuverlässige Datensicherung.

Wie sieht denn nun meine Backupstrategie aus?

Meine Daten lagere ich auf meinem NAS aus

Ich habe ein Produktivsystem bestehend aus einem MacBookPro und einem NAS. Die SSD im MacBook hat ein Fassungsvermögen von 1000 GB. Das NAS, dient mir als zentraler Datenspeicher im Netz. Es beinhaltet zwei Festplatten a 4 TB. Beide Festplatten werden im NAS gespiegelt. Auf meinem MacBook benutze ich Lightroom zur Verwaltung meiner Fotos. Die importierten Bilder speichere ich direkt auf meinem NAS. Während des Importvorgangs werden Smartpreviews erstellt. Sie ermöglichen mir ein schnelles Bearbeiten der Bilder, ohne auf die RAW Files ständig zugreifen zu müssen. Alle Veränderungen der Bilder, die ich im Rahmen der Fotoentwicklung in Lightroom vornehme, werden lediglich im Katalog gespeichert. Die RAW Files auf dem NAS bleiben unverändert.

Mein Macbook sichere ich stündlich mit Time Machine auf die NAS ab

Damit diese Veränderungen bei einer Beschädigung der internen Festplatte nicht verloren gehen, benutze ich auf dem MacBook das hauseigene Sicherungsprogramm Time Machine. Time Machine erstellt stündlich eine differentielle Sicherung und legt diese auf das NAS ab.

Externe Festplatten, die abwechselnd zur Sicherung der NAS verwendet werden

Das NAS wird auf zwei externe Festplatten im Wechsel gesichert

Den gesamten Inhalt des NAS sichere ich wöchentlich auf eine externe 4 TB Festplatte (HDD1). Damit habe ich ein echtes Backup meiner Produktivdaten. Zusätzlich wird eine zweite externe 4 TB Festplatte (HDD2) mit einer weiteren Kopie der Daten versehen. Die Sicherungen auf die externen Festplatten erfolgen im Wechsel. Mit dieser Methode habe ich immer ein Medium mit dem aktuellen Bestand und eins mit einem Bestand, der eine Woche alt ist. Beide externe Festplatten sind verschlüsselt. Die externen Festplatten bewahre ich an einem anderen Ort auf, so dass ein Diebstahl, Feuer- oder Wasserschaden nicht zu einem kompletten Datenverlust führen kann.

Momentan überzeugen mich die Clouddienste noch nicht. Ich würde ihnen, stand heute, meine wertvollsten Daten (meine Fotos) nicht blind anvertrauen. Vielleicht wird sich das jedoch, durch eine Verschärfung der Datenschutzgesetze, in naher Zukunft ändern.

Hier siehst du den gesamten Sicherungsvorgang nochmal in einer Infografik:

Skizze des gesamten Backupvorgangs

Sollten irgendwann die 4 TB Festplatten voll sein, kann ich mein NAS um bis zu zwei Festplatten erweitern. Im ersten Schritt würde ich dann ein RAID 5 mit drei 4 TB Festplatten anlegen. Daraus ergibt sich eine Kapazität von 8 TB. Beim RAID 5 gilt für die Kapazität folgende Faustformel: Gesamtkapazität = (n-1) x Festplattenkapazität, wobei n für die Anzahl der Festplatten mit identischer Kapazität steht. Natürlich muss ich dann zwei 8 TB Festplatten als externe Backupfestplatten nachkaufen.

Zum guten Backupkonzept gehört auch immer der Check einer Datenwiederherstellung

Im Übrigen ist nicht nur das Backup extrem wichtig. Eine einwandfreie Wiederherstellung der Daten ist essenziell. Daher empfehle ich spätestens alle 6 Monate einen Wiederherstellungstest durchzuführen, um so die einwandfreie Funktionalität aller an der Sicherung beteiligten Medien zu überprüfen.

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